Das Walz-Stipendium vom Verein für die Schwarze Kunst endet mit einem Bericht in der Spielkartenfabrik in Stralsund
Am Freitag ging es 4 1/2 Stunden mit dem ICE nach Stralsund wo ich direkt in herzlichst in der Spielkartenfabrik empfangen wurde. Nach dem letzten Aufbau der Ausstellung aller Stipendiat:innen erkundete ich mit einem Buchbindemeister die Innenstadt. In der PAGE wurde zur gleichen Zeit ein toller Artikel publiziert:
Auf der Druck-Walz: ein Erfahrungsbericht
Schwere Maschinen, schwarze Hände: Das Druckhandwerk übt eine Faszination auf viele Gestalter:innen aus. Sebastian Moock hat sein Wissen auf einer Druck-Walz vertieft. Hier berichtet er davon.
• Sebastian Moock hat sich als Designer in Hannover auf Ausstellungsdesign, Bücher, Editorial und Typografie spezialisiert. Hier berichtet er von seinen Erfahrungen auf der Druckerei-Walz.
Von Nina Kirst
Schon während meines Studiums der Visuellen Kommunikation interessierte ich mich für den Ursprung der täglichen Arbeit eines Designers. Im zweiten Semester porträtierte ich im Rahmen eines Fotoprojekts Drucker und lernte so das kleine unscheinbare Buchdruck Museum Hannover kennen. Neugierig und wissensdurstig ging ich seitdem regelmäßig zu den gelernten Schriftsetzern, Buchdruckern und einer Industriebuchbinderin, um das Setzen und Drucken mit Bleibuchstaben zu erlernen.
Immer mehr merkte ich, wie ich dieses Wissen auf meine digitale Arbeit im Alltag und im Studium anwendete und sich Tag für Tag mein Auge für gute Typografie schärfte. Als ich durch eine Schriftsetzerin und eine Buchbindermeisterin vom Walz-Stipendium vom Verein für die Schwarze Kunst erfuhr, ergriff ich die Chance, um mein Wissen in diesem Bereich zu erweitern. Gerade der Aspekt der verschiedenen Werkstätten – quasi wie ein »Agentur-Hopping« – am Berufsanfang gibt einem verschiedene Impulse und zeigt die unterschiedlichen Arbeitsweisen auf.
In der Offizin Alpirsbach lernte ich Mitglieder des Vereins kennen und plante meine ersten Walzstationen: Hamburg (Museum der Arbeit), Leipzig (Museum für Druckkunst), Ludwigshafen am Rhein (SLOWTYPE) und Dresden (Offizin Haag-Drugulin) sollten es sein. In jeder Walz-Werkstatt lag der Fokus auf einer anderen Technik oder der Vermittlung der Schwarzen Kunst. Im Archiv des Museums in Hannover-Linden fand ich zudem ein altes Walz-Fotobuch mit Erfahrungsberichten von 1914 – spannend waren darin die verschiedenen Ansichts-Postkarten, die damals gesammelt wurden.
Hamburg: Museum der Arbeit
Dann ging es los – auf nach Hamburg! Mit der Tasche unterm Arm machte ich mich auf den Weg von Hannover nach Hamburg auf die »moderne« Walz. Natürlich in Cord, wie es damals (vermutlich) üblich war – leider konnte ich trotz vieler Gespräche nicht herausfinden, ob es bei Druckern eine Walz-Kleidung gab wie in anderen Zünften.
In Hamburg lernte ich bei Erich Hirsch die Grundlagen der Monotype-Setzmaschine kennen. Dabei wird auf einem »Taster« ein Lochband erstellt, das durch eine Gießmaschine und eine Matrix, die die einzelnen Positionen der Buchstaben kennt, zugeordnet werden kann und diese dann gießt. Erstaunlich bei dieser Technik ist, dass man dadurch Buchstaben einzeln nachgießen kann, alternativ gibt es eine Linotype-Setzmaschine, die die gesamte Zeile zusammen gießt.
Hier arbeitete ich mit dem Bestand der Werkstatt und entwickelte die ersten Postkarten, natürlich mit Hamburger Schiffen. Diese Klischees wurden damals aufwendig in Kupfer oder Blei geschnitten und gegossen. Anne von Karstedt zeigte mir noch eine besondere Technik: die Zurichtung eines Bildes. Dabei wird zuerst auf dem Druckzylinder »abgenadelt«, danach wird er geöffnet. Nun kann man die einzelnen zu schwach druckenden Stellen mit Seidenpapier auf dem Abzug mit Leim aufkleben. Danach wird der Aufzug wieder gespannt und es ein erneuter Korrekturabzug gedruckt.
Zudem hatte ich die große Ehre mit dem Künstler Uwe Bremer vom ersten deutschen Künstlerkollektiv der Werkstatt Rixdorfer Drucke in der Kulturbäckerei in Lüneburg zu drucken. Zusammen mit Klaus Raasch, welcher mich zu diesem besonderen Drucktermin mitnahm, und Walter Fischer druckten wir dort eine kleine Auflage seiner neuen Holzschnitt-Edition auf handgeschöpftem Büttenpapier. Dabei lernte ich die Mentalität der Rixdorfer kennen und freute mich über ein gutes Gespräch nach der vollbrachten Arbeit. Hier gibt es ein Video von unserer Arbeit.
Leipzig: Museum für Druckkunst
Im Museum für Druckkunst in Leipzig lernte ich von einem Schriftsetzer das Setzen der Schrifttype »Liese«, einer Schrift in Sütterlin, die für viele kaum noch lesbar ist. Ein, zwei Fehler waren auch im Korrekturabzug, da das runde und scharfe S nach komplizierten Regeln gesetzt werden muss, bei mir hatte ich zweimal das falsche S mit drin. Hier entstanden neben vielen tollen Postkarten – zu erwerben im moockbooks shop – auch die ersten Drucke auf Büttenpapier in einer kleinen Auflage.
Ludwigshafen: Die SLOWTYPE Werkstatt
In der Werkstatt SLOWTYPE von Wolfgang Vogel entdeckte ich den Holz- und Linolschnitt für mich. Die wohl älteste Drucktechnik, die schon in Asien vor der Zeit von Johannes Gutenberg zum Vervielfältigen von Drucken verwendet wurde. Dabei sticht man mit einem scharfen Messer in das Holz und schnitzt so das vorher aufgezeichnete Motiv heraus. Auch hier entstanden unzählige dreifarbige Postkarten und Büttengrafiken.
Dresden: Offizin Haag-Drugulin
Natürlich wollte ich zum Entstehungsort des Vereins für die Schwarze Kunst nach Dresden, eine Stadt voller Glanz, mit unzähligen Schätzen in der Werkstatt. Die Geschichte von Johannes Gutenberg konnte ich hier beidseitig auf ein Leporello drucken und somit alle bereits vorher erlernten Techniken miteinander verbinden. Linolschnitt, Handsatz und drei Kupferklischees wurden auf einer Abziehpresse gedruckt.
Druck-Wissen teilen
Um die Erkenntnisse meiner Walz nicht im Elfenbeinturm einstauben zu lassen, möchte ich die einzelnen Reisen aufbereiten, tiefer recherchieren und das Wissen in einem jährlich erscheinendem Buch publizieren und kostenfrei auf meiner Website als PDF zur Verfügung stellen: »Almanach der Kunst – vom Gedanken bis zum Buch«. Die Idee: Daraus soll sich zusammen mit vielen anderen Kolleg:innen ein Archiv der Künste entwickeln. Darin soll nicht nur das technische Wissen vertieft, sondern das Thema auch in Interviews beleuchtet werden.
Die Postkarten, die während der Walz entstanden, kann man bei Moockbooks kaufen.
Am 22. Oktober 2022 findet in Stralsund zudem eine Ausstellung in der Spielkartenfabrik mit den Arbeiten aller Walzer statt.
Das Walz-Stipendium vom Verein für die Schwarze Kunst endet mit einem Bericht in der Spielkartenfabrik in Stralsund
Am Freitag ging es 4 1/2 Stunden mit dem ICE nach Stralsund wo ich direkt in herzlichst in der Spielkartenfabrik empfangen wurde. Nach dem letzten Aufbau der Ausstellung aller Stipendiat:innen erkundete ich mit einem Buchbindemeister die Innenstadt. In der PAGE wurde zur gleichen Zeit ein toller Artikel publiziert:
Auf der Druck-Walz: ein Erfahrungsbericht
Schwere Maschinen, schwarze Hände: Das Druckhandwerk übt eine Faszination auf viele Gestalter:innen aus. Sebastian Moock hat sein Wissen auf einer Druck-Walz vertieft. Hier berichtet er davon.
• Sebastian Moock hat sich als Designer in Hannover auf Ausstellungsdesign, Bücher, Editorial und Typografie spezialisiert. Hier berichtet er von seinen Erfahrungen auf der Druckerei-Walz.
Von Nina Kirst
Schon während meines Studiums der Visuellen Kommunikation interessierte ich mich für den Ursprung der täglichen Arbeit eines Designers. Im zweiten Semester porträtierte ich im Rahmen eines Fotoprojekts Drucker und lernte so das kleine unscheinbare Buchdruck Museum Hannover kennen. Neugierig und wissensdurstig ging ich seitdem regelmäßig zu den gelernten Schriftsetzern, Buchdruckern und einer Industriebuchbinderin, um das Setzen und Drucken mit Bleibuchstaben zu erlernen.
Immer mehr merkte ich, wie ich dieses Wissen auf meine digitale Arbeit im Alltag und im Studium anwendete und sich Tag für Tag mein Auge für gute Typografie schärfte. Als ich durch eine Schriftsetzerin und eine Buchbindermeisterin vom Walz-Stipendium vom Verein für die Schwarze Kunst erfuhr, ergriff ich die Chance, um mein Wissen in diesem Bereich zu erweitern. Gerade der Aspekt der verschiedenen Werkstätten – quasi wie ein »Agentur-Hopping« – am Berufsanfang gibt einem verschiedene Impulse und zeigt die unterschiedlichen Arbeitsweisen auf.
In der Offizin Alpirsbach lernte ich Mitglieder des Vereins kennen und plante meine ersten Walzstationen: Hamburg (Museum der Arbeit), Leipzig (Museum für Druckkunst), Ludwigshafen am Rhein (SLOWTYPE) und Dresden (Offizin Haag-Drugulin) sollten es sein. In jeder Walz-Werkstatt lag der Fokus auf einer anderen Technik oder der Vermittlung der Schwarzen Kunst. Im Archiv des Museums in Hannover-Linden fand ich zudem ein altes Walz-Fotobuch mit Erfahrungsberichten von 1914 – spannend waren darin die verschiedenen Ansichts-Postkarten, die damals gesammelt wurden.
Hamburg: Museum der Arbeit
Dann ging es los – auf nach Hamburg! Mit der Tasche unterm Arm machte ich mich auf den Weg von Hannover nach Hamburg auf die »moderne« Walz. Natürlich in Cord, wie es damals (vermutlich) üblich war – leider konnte ich trotz vieler Gespräche nicht herausfinden, ob es bei Druckern eine Walz-Kleidung gab wie in anderen Zünften.
In Hamburg lernte ich bei Erich Hirsch die Grundlagen der Monotype-Setzmaschine kennen. Dabei wird auf einem »Taster« ein Lochband erstellt, das durch eine Gießmaschine und eine Matrix, die die einzelnen Positionen der Buchstaben kennt, zugeordnet werden kann und diese dann gießt. Erstaunlich bei dieser Technik ist, dass man dadurch Buchstaben einzeln nachgießen kann, alternativ gibt es eine Linotype-Setzmaschine, die die gesamte Zeile zusammen gießt.
Hier arbeitete ich mit dem Bestand der Werkstatt und entwickelte die ersten Postkarten, natürlich mit Hamburger Schiffen. Diese Klischees wurden damals aufwendig in Kupfer oder Blei geschnitten und gegossen. Anne von Karstedt zeigte mir noch eine besondere Technik: die Zurichtung eines Bildes. Dabei wird zuerst auf dem Druckzylinder »abgenadelt«, danach wird er geöffnet. Nun kann man die einzelnen zu schwach druckenden Stellen mit Seidenpapier auf dem Abzug mit Leim aufkleben. Danach wird der Aufzug wieder gespannt und es ein erneuter Korrekturabzug gedruckt.
Zudem hatte ich die große Ehre mit dem Künstler Uwe Bremer vom ersten deutschen Künstlerkollektiv der Werkstatt Rixdorfer Drucke in der Kulturbäckerei in Lüneburg zu drucken. Zusammen mit Klaus Raasch, welcher mich zu diesem besonderen Drucktermin mitnahm, und Walter Fischer druckten wir dort eine kleine Auflage seiner neuen Holzschnitt-Edition auf handgeschöpftem Büttenpapier. Dabei lernte ich die Mentalität der Rixdorfer kennen und freute mich über ein gutes Gespräch nach der vollbrachten Arbeit. Hier gibt es ein Video von unserer Arbeit.
Leipzig: Museum für Druckkunst
Im Museum für Druckkunst in Leipzig lernte ich von einem Schriftsetzer das Setzen der Schrifttype »Liese«, einer Schrift in Sütterlin, die für viele kaum noch lesbar ist. Ein, zwei Fehler waren auch im Korrekturabzug, da das runde und scharfe S nach komplizierten Regeln gesetzt werden muss, bei mir hatte ich zweimal das falsche S mit drin. Hier entstanden neben vielen tollen Postkarten – zu erwerben im moockbooks shop – auch die ersten Drucke auf Büttenpapier in einer kleinen Auflage.
Ludwigshafen: Die SLOWTYPE Werkstatt
In der Werkstatt SLOWTYPE von Wolfgang Vogel entdeckte ich den Holz- und Linolschnitt für mich. Die wohl älteste Drucktechnik, die schon in Asien vor der Zeit von Johannes Gutenberg zum Vervielfältigen von Drucken verwendet wurde. Dabei sticht man mit einem scharfen Messer in das Holz und schnitzt so das vorher aufgezeichnete Motiv heraus. Auch hier entstanden unzählige dreifarbige Postkarten und Büttengrafiken.
Dresden: Offizin Haag-Drugulin
Natürlich wollte ich zum Entstehungsort des Vereins für die Schwarze Kunst nach Dresden, eine Stadt voller Glanz, mit unzähligen Schätzen in der Werkstatt. Die Geschichte von Johannes Gutenberg konnte ich hier beidseitig auf ein Leporello drucken und somit alle bereits vorher erlernten Techniken miteinander verbinden. Linolschnitt, Handsatz und drei Kupferklischees wurden auf einer Abziehpresse gedruckt.
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Um die Erkenntnisse meiner Walz nicht im Elfenbeinturm einstauben zu lassen, möchte ich die einzelnen Reisen aufbereiten, tiefer recherchieren und das Wissen in einem jährlich erscheinendem Buch publizieren und kostenfrei auf meiner Website als PDF zur Verfügung stellen: »Almanach der Kunst – vom Gedanken bis zum Buch«. Die Idee: Daraus soll sich zusammen mit vielen anderen Kolleg:innen ein Archiv der Künste entwickeln. Darin soll nicht nur das technische Wissen vertieft, sondern das Thema auch in Interviews beleuchtet werden.
Die Postkarten, die während der Walz entstanden, kann man bei Moockbooks kaufen.
Am 22. Oktober 2022 findet in Stralsund zudem eine Ausstellung in der Spielkartenfabrik mit den Arbeiten aller Walzer statt.
Büro
Bureau Sebastian Moock
Lister Meile 26
30161 Hannover
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Dienstag + Freitag
09:00 – 16:00, Mi. ab 17:00 Uhr
Donnerstag 17:00 – 20:00 Uhr
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